Datarecovery
Ich dachte mir immer, dass ich in puncto Datensicherung eigentlich ganz gut aufgestellt sei. Bereits vor Jahren habe ich bei der PC-Neuinstallation darauf geachtet, auf der Systemplatte (inzwischen M2 SSD) nur Betriebssystem und Programme zu installieren. So konnte ich sicherstellen, dass bei einem Crash der Systemplatte nur die Software hinüber ist, die ich ohnehin als "Installations-Stick" parat habe. Wichtige Daten, Mails, etc. speichere ich auf einer seperaten Daten-Festplatte (4 TB HDD), wobei Mails, Vorträge und wichtige Daten für die Arbeit jede Nacht auf einen eigenen Cloudserver gespiegelt werden. Somit wiegte ich mich in Sicherheit.
Dummerweise hatte ich mir nie ein Backup-Konzept für die beiden anderen HDDs (vormals je 12 TB) überlegt. Über die Jahre hat sich darauf einiges angesammelt. Ich dachte mir immer, dass das ja schon gutgehen würde. Anfang des Jahres hatte ich dann den PC von Seiten Hardware aufgerüstet. Dabei hatte ich neue und optisch total schicke Kabel für die Stromversorgung der HDDs vom Netzteil aus verbaut. Leider waren diese wohl alles andere als geeignet, so dass beim ersten Start des PC direkt beide 12 TB HDDs abgebrannt sind. Will heißen ich konnte (auch im Weiteren) nicht mehr darauf zugreifen. Sie wurden physikalisch nicht mehr erkannt, die Platine war hinüber. Zu dem Zeitpunkt wurde ich dann doch nachdenklich, wie viele Daten ich dadurch verloren hatte. Jetzt hätte ich natürlich sagen können, dass es sich um ein paar Filme handelt, die ich mir ja wieder besorgen könnte. Oder um Musik, die ich mir nochmal bei Amazon oder sonstwo neu beschaffen könnte. Aber die Daten hatten sich ja über die Jahre seit ca. 2000 angesammelt. Und da ich mich nur schwer von Dingen trennen kann, habe ich auch selten etwas gelöscht. Hinzu kommt, dass auf einer der Platten ALLE meine Fotos gespeichert waren. Die hatte ich zwar zu unregelmäßigen Zeitpunkten selektiv auf einer externen HDD gespeichert, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Insofern kam der Defekt der beiden HDDs einer mittelgradigen Katastrophe gleich.
Ich konnte/wollte mich nicht damit abfinden, alles verloren zu haben. In den nächsten Wochen machte ich mich online schlau, wie man womöglich wieder an die Daten rankommen könnte. Ich hatte mir im Vorfeld schon mal "Datenrettungs-Software" gekauft gehabt, um versehentlich gelöschte Dateien wiederherstellen zu können. Das klappt allerdings nicht, wenn ich erst gar nicht auf die Platte zugreifen kann. Sie wurde weder im BIOS erkannt, noch tat sie einen Mucks, wenn der PC hochgefahren wurde. Auch via USB und externem Gehäuse tat sich nichts. Somit waren meine Hausmittel erschöpft. Professionelle Hilfe versprach Datarecovery. Der Kontakt war sehr freundlich und kompetent. Ich entschloss mich dazu, erst einmal testweise die HDD mit den Filmen retten zu lassen, um zu sehen ob das alles funktioniert. Nach einem wirklich freundlichen Telefonat mit Datarecovery wurde die HDD am Folgetag durch UPS bei mir abgeholt. wenige Tage später bekam ich Rückmeldung und eine erste Diagnose. Es war tatsächlich die Steuerplatine futsch, ebenso wurde ein Oberflächenschaden detektiert. Allerdings wären die Daten wohl zu retten. Ich gab also den Auftrag zur Rettung der Daten und übersandte eine neu angeschaffte HDD (16 TB), um die Daten darauf rücksichern zu lassen. Nach nur wenigen Wochen hielt ich die geretteten Daten auf der neuen HDD in Händen und war wirklich begeistert/erleichtert. Somit wusste ich auch, dass die Daten der für mich noch wichtigeren HDD auch zu retten sind - es war schließlich das gleiche Problem auf einer identischen HDD. So schickte ich im Weiteren auch die zweite kaputte HDD an Datarecovery. Diesmal ging es sogar noch flotter und ich habe nun wirklich alle zuerst verloren geglaubten Daten wieder hier. Wenn das nur immer so einfach wäre, verlorene Dinge wiederzubekommen...
Ich muss gestehen, dass zwischen den beiden Rettungsaktionen einige Monaten lagen. Die Rettung der Daten ist nicht kostenfrei, sondern lag preislich jeweils im unteren vierstelligen Bereich. Aber das war es mir wert. Gestern habe ich die zweite HDD mit den Fotos wieder in Betrieb genommen. Und jetzt trinke ich einen halbtrockenen Schwarzriesling und schau mir einige der Fotos an.
Kommentare
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-thh am :
Der Server sichert sich jede Nacht selbst, Laptop (soweit noch relevant) und Desktop sichere ich im Schnitt einmal pro Woche; die Sicherungen gehen alle auf ein NAS, und das wiederum sichert sich in der Regel auch einmal pro Woche auf eine externe USB-Platte, die ich dann ins Büro mitnehme (und die zweite externe Platte von dort mitbringe). Vieles, wenn auch längst nicht alles liegt eh in der Dropbox oder in Git-Repositories.
Andererseits: eine Woche Verzug kann schon ... doof sein. Und ich habe nicht das Problem der großen Datengräber. Insgesamt ist mein Datenbestand in der Größenordnung von einem Terrabyte (eher etwas weniger). Das ist nicht nichts, aber es sind nicht die 12 (?) TB wie in Deinem Beispiel.
Jedenfalls ist es gut zu wissen und beruhigend, dass die Datenrettungsspezialisten auch wirklich verwertbare Arbeit leisten. Früher habe ich mir immer gedacht "das ist keine realistische Option, wer soll das bezahlen?", aber das ist (bei Licht betrachtet) natürlich albern. Ein kleiner vierstelliger Betrag ist natürlich nicht nichts, aber auch kein Grund für schlaflose Nächte, wenn man dafür seine Daten zurückbekommt.
Benjamin Egenlauf am :